Montag, 30. März 2015

Koh Chang (Teil 12)

Die letzte Station vor unserem kurzen Aufenthalt in Bangkok war Koh Chang, eine Insel am östlichen Küstenabschnitt Thailands. Per Bus ist sie über mehrere Stationen sogar direkt von Phnom Penh aus erreichbar, wo wir uns am frühen Morgen vom Hostel aufgemacht hatten. Unsere rostige Fähre trug uns pünktlich zum Sonnenuntergang über den wellenlosen Golf von Thailand hinüber auf die bergige, grüne Insel und wir kamen kurz nach Einbruch der Nacht an.


Die letzten fünf Tage auf Koh Chang waren der puren Erholung gewidmet. Keine Bus- oder Bahnfahrten mehr, keine Tempel und Ruinen, kein Stress. Nur Strand und ein wenig Ruhe – zumindest war so der Plan. Wer sich jedoch in einem nichtklimatisierten, von Stechmücken regelmäßig frequentierten Zimmer gleich neben der lautesten Bar von Lonely Beach einquartiert, sollte auch das passende Durchhaltevermögen mitbringen. Denn an Schlafen denken hier die wenigsten. Der Name Lonely Beach könnte ironischer nicht sein, denn hier trifft man so gut wie jeden Typ von Thailand-Touristen: Vereinzelt ältere kanadische Ehepaare, häufiger schon britische Egotrinker oder in den Achtzigern hängengebliebene Deutsche mit Vokuhila, und natürlich Gruppen minderjährig anmutender Skandinavierinnen. Und alles drängt sich nachts in Lonely Beach zusammen. Nur zwei Querstraßen beherbergen das gesamte Nachleben des südlichen Inselabschnitts von Koh Chang, eine Fülle von Tattoo-Studios und zahlreiche Unterkünfte, die immer teurer werden je weiter man in die Nähe des Strandes rückt.


Strand ist aber zu viel gesagt, denn die meisten „Strände“, die auf meiner im Supermarkt (7-Eleven) erstandenen Inselkarte eingezeichnet waren, entpuppten sich als mehr oder weniger felsige Uferabschnitte, von denen man einen guten Blick aufs Wasser hat – mehr aber auch nicht. Auch manche Straßen, die noch auf der Karte verzeichnet waren, existieren schon lange nicht mehr, aber dazu später…
Auf Koh Chang mietet man wie auf den meisten thailändischen Inseln einen Scooter, um von A nach B zu kommen. Mit vollem Tank und einem Helm von Honda düsten wir am ersten Tag die Küstenstraße hoch und runter auf der Suche nach einer etwas spießigeren Herberge, obwohl Lonely Beach bei Tag betrachtet tatsächlich ruhiger ist. Unser Backpacker-Hostel, das sich bei Tageslicht als eigentlich sehr stilvoll entpuppt hatte, war dennoch zu stickig und zu laut. Egal wie sich das anhört, nach dreieinhalb Wochen und dreizehn unterschiedlichen Unterkünften war die Zeit für einen Bungalow gekommen. Nicht weit von Lonely Beach fanden wir eine kleine Anlage, die von einem Franzosen betrieben wurde. Er verbringt nur einen Monat im Jahr in Frankreich und lebt ansonsten auf Koh Chang. Wie es das Schicksal wollte, hatten wir zu einem anständigen Preis sogar einen Pool direkt vor der Bungalow-Tür. Merksatz für Budget-Reisende: Von der Straße aus zum Wasser hin wird es teurer, in Richtung Hang ist es auch für Studenten/-innen erschwinglich.


Fragt mich nicht wieso, aber irgendwie verging der erste volle Tag, ohne dass irgendwer seine Füße ins (vermeintlich kühle) Nass des Ozeans hätte halten wollen. Auch der Pool blieb ungenutzt, doch wir verlängerten unsere in Lonely Beach gemieteten Mopeds um einen Tag und genehmigten uns im gegenüber von der Rollervermietung liegenden Restaurant ein gehörig scharfes Tom Yam. Auf Anfrage erhielten wir die Suppe in voller Thai-Schärfe und waren dermaßen am Heulen und Schnäuzen, dass es fast schon komisch war. Aber wir haben überlebt.
                                     

Auf Koh Chang gibt es im Süden ein Pier mit einigen Shoppingmöglichkeiten, man kann im Schatten kleiner Pavillons auf dem Steg eine Mittagsrast einlegen und fast überall gibt es was zu essen. Den ganzen Tag fahren offene Taxis die Inselstraße ab und man kann jede Stunde zur gewünschten Destination aufbrechen. Am geschicktesten sind aber die Scooter, die man an kleinen Ständen am Straßenrand auftanken lassen kann. Die Flasche Sprit kostet 40 Baht (1,10 €).


Am zweiten Tag waren wir wieder zu viert vereint und wollten wir zu einem Strand fahren, der uns von zwei Mitreisenden auf der Fähre empfohlen worden war. Auf der Karte sah alles recht unkompliziert aus und allzu weit war es scheinbar auch nicht. Spannender wurde es erst, als wir vor einer Brücke standen, die nicht mehr vorhanden war. Die Straße war auf unserem Weg immer verwachsener geworden und schließlich lag uns direkt vor dem unterspülten Übergang ein Baumstamm im Weg. Da es im Grunde nur eine Straße gibt, die wie ein geschlossener Ring um die elefantenförmige Insel führt, gab es hier kein Durchkommen. Der als einzigartig beschriebe Strand musste warten und wir legten uns anderswo ans Meer. Doch am nächsten Tag wollten wir es obenrum probieren, einmal um die ganze Insel.


Wir verlängerten die Mopeds um einen dritten Tag und brachen früh auf nach Long Beach, wo es ruhig und malerisch sein soll. Erst nach Norden, dann an der Ostküste von Koh Chang so lange nach Süden bis es nicht mehr weitergeht. Die Straßen sind wenig befahren und es macht richtig Spaß, sich zwischen Palmen und Dschungel im Fahrtwind einen leichten Sonnenbrand zu holen. Wir verfuhren uns ein bisschen, dann wurde die Straße wieder exotischer und schließlich forderte eine Schotterpiste die Mopeds heraus, für die wir unsere Pässe hatten hinterlegen müssen. No risk, no fun. Alles blieb heil.


Koh Chang hat nicht dieselben ewig weiten Strände oder dasselbe türkisblaue Wasser zu bieten wie die Inseln im Süden Thailands, aber dieser Strand war die Mühe auf jeden Fall wert. Und am Ende hatten wir ganze eineinhalb Stunden, um Long Beach zu genießen und dennoch pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit wieder zurück zu sein.


Die letzten Tage unserer Reise waren eigentlich recht unproblematisch. Wir planten aber noch für zwei Tage erneut in das Chaos von Bangkok einzutauchen. Das Wunderbare an Thailand ist aber, dass man alles so arrangieren kann, um am Morgen direkt vor der Tür des Bungalow-Resorts in einen Minivan zu steigen und dann direkt über die Fähre bis nach Bangkok gefahren zu werden. Auf diesem Wege ließen wir das Dschungelparadies hinter uns und traten den letzten Weg in Richtung Deutschland an.


Donnerstag, 26. März 2015

Zu Besuch bei den Cham-Muslimen (Teil 11)

Unseren letzten Tag in Phnom Penh verbrachten wir mit einem Marktbesuch und einem kleinen Ausflug in den muslimischen Teil der Stadt. Im Grunde besteht das islamische Phnom Penh nur aus einer einzigen Straße, die parallel zum Fluss verläuft und von der links und rechts kurze Seitenwege abzweigen. Etwa zwanzig Minuten nördlich des Stadtzentrums reihen sich hier ein Dutzend Moscheen auf einer Strecke von circa zwei Kilometern aneinander. Michael hatte uns am Morgen verlassen und war an die Küste nach Sihanoukville weitergezogen, also waren wir für heute nur noch zu zweit. Marian gehört zu meinen fellow orientalists aus Tübinger Zeiten und war deswegen genauso interessiert an einem Abstecher zu den Cham-Muslimen.


Das muslimische Volk der Cham bildet nach den Vietnamesen die größte Minderheit in Kambodscha. Zu den genauen Zahlen gibt es sehr widersprüchliche Angaben, verlässliche Quellen gehen von 237.000 Muslimen in Kambodscha aus, was ungefähr 1,6% der Bevölkerung gleichkommt. Die hiesigen Cham werden seit den 1960er Jahren auch als Khmer Islam bezeichnet, um sie als Kambodschaner von den chinesischen und vietnamesischen Muslimen abzuheben. Sie besitzen eine eigene Sprache und Schrift und gehören größtenteils dem sunnitischen Islam an. Unter den Roten Khmer litten sie Seite an Seite mit allen anderen religiösen Kambodschanern. Nach eigenen Angaben wurden 132 Moscheen zerstört, nur 20 Geistliche überlebten das Terrorregime. Viele der modernen Moscheen wurden beim Wiederaufbau durch ausländische Gelder gefördert, so gibt es (wie vergleichbar z.B. auch in Bosnien nach dem Bosnienkrieg) einige von Saudi-Arabien finanzierte Moscheen.


Ein Tuk Tuk bringt uns durch die Vororte, wo sich wieder Textilfabriken und Tochterunternehmen vietnamesischer Lebensmittelhersteller zwischen Straße und Fluss drängen. Vor einer Moschee lässt er uns absteigen. Wir haben uns bei der größten Hitze trotzdem Jeans angezogen, um nicht in Shorts durch die Gotteshäuser tingeln zu müssen. Pünktlich zum Nachmittagsgebet kommen wir an und setzen uns in den hinteren Teil der Moschee, während sich die vorderen Reihen mit Gläubigen füllen. Einige kleine Jungen, vermutlich Koranschüler, scheinen noch nie Ausländer aus dem Westen gesehen zu haben und halten es nicht so genau mit Disziplin und Ernsthaftigkeit beim Gebet. Als wir wieder gehen spricht uns jemand von den erwachsenen Männern an und fragt freundlich, woher wir kommen. Natürlich interessiert es ihn auch, ob wir Muslime sind, er verabschiedet uns nach einem sehr kurzen Gespräch mit „Welcome to Cambodia“ und erstattet seinen Freunden Bericht.


Wir spazieren die Straße entlang. Nirgendwo sonst in Phnom Penh sieht man Frauen mit Kopftuch oder Männer mit langen Gewändern und Käppchen. Das muslimische Leben scheint sich ausschließlich in dieser Gegend abzuspielen. Vor den Eingängen fehlen die kleinen Geisterhäuschen, die man überall sonst findet, und es gibt eine Vielzahl von Koranschulen und religiösen Einrichtungen. Viele Cham-Muslime leben vom Fischfang. In einer unscheinbaren Einfahrt auf der flussabgewandten Seite befindet sich das Amt des Muftis von Kambodscha, der höchsten religiösen Autorität. Die Männer an der Rezeption beäugen uns misstrauisch, während wir uns draußen den Schaukasten mit den angepinnten Fotos des letzten großen Projektes mit Malaysia anschauen. Wieder fragt jemand, was uns hierher verschlagen hat, und wieder geben wir Auskunft. Im Erdgeschoss soll gleich der Englischunterricht stattfinden.


Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir zu oft eher die Rolle des passiven Beobachters zufällt, der die Szene überfliegt und dann zum nächsten Ort weiterzieht. Zum Glück ist Marian da anders und fragt, ob wir uns den Unterricht mal anschauen können. Wir müssen kurz auf die Lehrerin warten, die zwei Minuten später auf ihrem Moped angeflogen kommt. Die kleine Frau mit den stets vor Erstaunen geweitetem Augen und dem schwarzen Khimar, einem langen Kopftuch, ist von der Idee begeistert. Da wir Ausländer seien, hätten wir eine bessere Aussprache („prrrrronunciation“) als die Kambodschaner, meint sie und beschließt, dass heute wir den Unterricht durchführen. Die Lehrerin schaut uns perplex und abermals mit großen Augen an, als wir ihre Frage ob wir Muslime seien verneinen, aber das scheint nicht allzu schlimm zu sein. Wir stellen uns zunächst vor, Marian glänzt mit seinem Arabisch und dann lassen wir die Jungen und Mädchen, die wohl zwischen 15 und 18 Jahren alt sind und getrennt nach Geschlechtern vor uns sitzen, Fragen stellen. Die meisten trauen sich nicht richtig und die Lehrerin verkündet fast schon drohend, dass dies eine einmalige Chance sei – schließlich seien wir die ersten Ausländer in ihrem Unterricht, nach dem Mann aus Pakistan, der vor zwei Monaten zu Gast war. Nach und nach kommen dann doch in äußerster Höflichkeit gestellte Fragen, hauptsächlich von den jungen Männern: Wo kommt Ihr her? Warum seid Ihr hier? Wie gefällt Euch Kambodscha? Ein Mädchen fragt wie groß wir eigentlich seien, was für ein paar Lacher sorgt. Die meisten Fragen drehen sich aber um die Religion: Wenn Ihr Euch doch mit dem Islam beschäftigt, wieso seid Ihr dann noch nicht konvertiert? Was denkt Ihr über den Islam? Welchen Eindruck habt Ihr von Muslimen? Wir finden diplomatische Antworten und erzählen ein wenig von Deutschland. Leider vergesse ich Fotos zu machen, denn der Unterricht nimmt ein abruptes Ende, als die Lehrerin nach einer Dreiviertelstunde gehen muss. Vorher lädt sie uns aber noch für irgendwann zu sich nach Hause ein. Da wir dankend ablehnen, weil für den Folgetag schon die Weiterfahrt nach Thailand geplant ist, ruft sie einen „Bruder“ an, der mit uns reden soll. Über Islam natürlich. Wir wissen nicht, ob er ihr wirklicher Bruder ist oder nur in religiösen Dingen, doch er heißt Said und kommt mit dem Moped, auf das wir uns zu dritt setzen. Nur eine kurze Strecke ist es bis zu der großen Wiese hinter dem Viertel, in dem das Amt des Muftis liegt, und wir steigen ab.


Der Bruder kann nur Arabisch und weiß erst nicht so recht, was er mit uns anfangen soll. Auf der Fläche wird Fußball gespielt, in einem verschmutzten Wasserloch am Rande plantschen ein paar Kinder. Der Mann holt einen Freund zur Hilfe, der Englisch spricht und interessanterweise in nächster Nähe zu unserem Hostel in einem anderen Hotel arbeitet. Wir fragen typische Recherchefragen: Wie viele Muslime gibt es in Kambodscha? Das entpuppt sich allerdings als sehr interessante Frage, denn die meisten Menschen in dieser Gegend scheinen die Zahl der Muslime deutlich zu überschätzen. Als ich in der Schule erzählte, in Deutschland seien fünf Prozent der Bevölkerung muslimisch, ging ein erstauntes Raunen durch die Reihen und erst als die Lehrerin übersetzte, dass Deutschland aber auch 80 Millionen Einwohner hätte, sah man Köpfe nicken. Auch der Mann auf der Fußballwiese behauptet, dass knapp die Hälfte der Kambodschaner muslimischen Glaubens sei. Ich erkläre mir diese Überschätzung am ehesten mit der Tatsache, dass das muslimische Viertel von Phnom Penh tatsächlich sehr isoliert ist. Die Menschen bleiben unter sich und kommen vermutlich eher selten aus ihrer Welt heraus.
Vor einer anderen Moschee machen wir Abschlussfotos mit Said und lassen uns von einem Tuk Tuk wieder in die Stadt bringen. Irgendwie war das ganze ziemlich surreal und obwohl der Fernbus aus und nach Siem Reap genau durch diese Gegend fährt kommt es uns vor, als seien wir die ersten Touristen auf diesem Fleckchen Erde gewesen. Der kurze Besuch war aber eines der Highlights unseres ganzen Urlaubs und schon am Abend hat Said die zwei Fotos mit uns auf Facebook hochgeladen.


Mittwoch, 25. März 2015

Die Killing Fields von Choeung Ek (Teil 10)

In der Geschichte des 20. Jahrhunderts stößt man in nahezu jedem Jahrzehnt auf von Menschen an Menschen verübte Verbrechen, im Krieg und zu Friedenszeiten. Es ist schlimm genug, wenn der Wert eines Menschenlebens nur auf dem Papier Relevanz besitzt. Schlimmer ist es aber, wenn sie offiziell von einer Ideologie als lebensunwert oder gar als Feinde der Gesellschaft in die Händen der Henker überliefert werden. Massenhaftes Morden und systematisches Totarbeiten gab es in britischen und belgischen Kolonien, zu Millionen in nationalsozialistischen Vernichtungslagern und auch in stalinistischen Gulags. Jahrzehnte nach dem Töten beginnt die Aufarbeitung jener Gleichgültigkeit, die diese Verbrechen oftmals hat geschehen lassen. Ein Ort des Gedenkens bei Phnom Penh sind die Killing Fields von Choeung Ek, denn auch Kambodscha war einst trauriger Schauplatz von zahllosen Massakern. Die Zäsur im nationalen Gedächtnis liegt noch keine siebzig Jahre zurück, viele Kambodschaner erinnern sich noch schmerzlich an die Tage des Vietnamkriegs und die Vorkommnisse dieser unübersichtlichen Zeit. Abseits der Schlagzeilen und unzugänglich für die meisten Journalisten errichteten die Roten Khmer ihr Terrorregime und gaben ihm den Titel Demokratisches Kampuchea. Unter der Führung von Pol Pot, einem gelernten Zimmermann und Privatschullehrer, ergriff die maoistisch-nationalistische Gruppe Mitte der Siebzigerjahre die Macht. Zahllose politische Gegner und jene, die das Regime als Feinde ausgemacht hatte, wurden in Lager deportiert und nicht selten umgebracht. Kambodscha hatte 1975 etwa acht Millionen Einwohner, von denen bis zu drei Millionen an den Strapazen und am Hunger während groß angelegter Umsiedlungsaktionen starben, oder in den kommunistischen Hinrichtungslagern.

Wir nehmen uns ein Tuk Tuk vom Hostel aus und brausen durch die belebten Straßen von PhnomPenh, zu den etwas außerhalb der Stadt gelegenen Killing Fields. Es geht vorbei an Autowerkstätten und durch ärmlichere Siedlungen, die sich jeweils dicht an die Hauptstraße drängen. Ab und zu führen dicke Abwasserrohre unter der Asphaltdecke hinunter zum Tonle Sap, um ihre giftige und bestialisch stinkende Mischung zuerst über die saftig grünen Reisfelder und schließlich in den Fluss zu entladen. Um unsere Motorradrikscha schwirren Mopeds und Lastwagen, irgendwann geht es aus der Stadt heraus auf eine staubige Straße in Richtung Süden und nach kurzer Fahrt kommen wir in Choeung Ek an.


Am Eingang werden wir mit einem Audio-Guide ausgestattet. Das Areal erkundet man schweigend zu Fuß, die deutsche Stimme im Ohr erzählt die Geschichte der Hinrichtungsstätte und der vielen Menschen, die in ihr umkamen. Alles ist sorgfältig aufgearbeitet. Man erfährt auch von den Anfängen der Roten Khmer und ihrem Führer, der unter der durch den Vietnamkrieg geschundenen Bevölkerung im östlichen Grenzgebiet großen Zuspruch fand. Pol Pot versprach den Menschen, die zum größten Teil in Armut lebten, vor allem Nahrung und Arbeit. In seiner Ideologie wurden die Städte als Wurzeln des Hungers ausgemacht, ihre Bewohner bezeichnete er als Parasiten. Privatbesitz wurde unter den Roten Khmer verboten und Geld abgeschafft, Religion wurde mit allen Mitteln bekämpft und Schulen wurden geschlossen. Pol Pot setzte seine Armee aus ungebildeten Bauern zusammen, unter denen er den Hass auf die Städter schüren konnte. Grausame Parolen versuchten schon am Anfang zu rechtfertigen, was später bittere Wahrheit werden sollte. Am 17. April 1975 eroberten die Roten Khmer die Hauptstadt und verschleppten daraufhin fast die gesamte Stadtbevölkerung aufs Land. Millionen Menschen in ganz Kambodscha wurden von den Machthabern entwurzelt und neuen Arbeitsbereichen im ganzen Land zugeteilt, wo sie auf den Reisfeldern arbeiten sollten. Durch die Vertreibung, das Chaos und den Hunger auf dem Land kamen Hunderttausende um. Die Getreideproduktion sollte verdreifacht werden, doch ein Großteil der Ernte wurde exportiert. Im Gegenzug erhielt die Führung Waffen und Vorräte von den Chinesen, während selbst die Arbeiter auf den Reisfeldern verhungerten. In den Internierungslagern, die übers ganze Land verteilt waren, wurden Millionen ermordet. Pol Pot war paranoid, Lehrer und Intellektuelle wurden kollektiv zum Tode verurteilt. Wer Fremdsprachenkenntnisse besaß war als Angehöriger der Bourgeoisie von vornherein verdächtig. Auch Menschen mit Brille und mit weichen Händen wurden zusammen mit politischen Gegnern zuerst in Gefängnissen interniert und dann in Lager wie Choeung Ek gebracht.


Choeung Ek war früher ein Obstgarten, auf dem Gebiet der Killing Fields befand sich ein Friedhof der örtlichen chinesischen Bevölkerung. Nach der Einrichtung des Hinrichtungslagers wurden die Ermordeten in Erdlöchern rund um die chinesischen Gräber verscharrt. An einer Stelle des Rundgangs wird an das Massengrab von 166 desertierten Soldaten der Roten Khmer erinnert. „Kambodschanischer Körper, vietnamesischer Kopf“, hieß es in der Staatspropaganda. In den Vietnamesen sahen die gleichfalls kommunistischen Roten Khmer den Feind der Stunde.


Über die Killing Fields verteilt gibt es auf 2,4 Hektar Land ganze 129 Massengräber, von denen nicht alle geöffnet wurden. Doch selbst dort, wo nur noch leere grasbewachsene Gruben den Grund durchlöchern, kommen auf den Wegen nach jedem Regenfall neue Knochen und Kleiderfetzen der Opfer ans Tageslicht. Die Stimme im Guide erklärt, man solle auf die Fragmente nicht treten und sie auch nicht aufheben. Alle paar Monate geht ein Team der Gedenkstätte über das Areal und sammelt die Überreste ein, um sie in zwei große Glaskästen zu legen.


Der Audio-Guide gibt Zeitzeugenberichte wieder von Menschen, die in Choeung Ek oder im Tuol-Sleng-Gefängnis (auch als S-21 bekannt) in Phnom Penh inhaftiert waren. Man erfährt, wie Häftlinge eigene Geschichten von nie verübten Taten erfinden und danach um Vergebung bitten mussten. „Wenn einem die Geschichten ausgingen, war die Zeit der Hinrichtung gekommen“, erzählt die Stimme eines Mannes namens Yuk. Nachts übertönten Lautsprecher mit Revolutionsliedern und das Rattern des Dieselgenerators die Schreie der Sterbenden. Zuletzt wurden auf den Killing Fields bis zu 300 Gefangene pro Tag hingerichtet.
Am Rande der Besichtigungstour steht ein alter Baum. Es ist der sogenannte Killing Tree, an den Aufseher die kleinen Kinder der weiblichen Häftlinge geschlagen hatten, bis sie tot waren. Taten, die an Grausamkeit kaum zu überbieten sind. Das Massengrab der Opfer liegt direkt daneben. An diesem Ort war der ehemalige Gefängnisleiter, bekannt unter dem Namen Duch, zusammengebrochen und hatte unter Tränen seine Taten gestanden, als er Jahrzehnte nach den Verbrechen selbst als Gefangener im Rahmen einer Tatortsichtung des Gerichts hierher gebracht wurde.


Noch im Jahre 1979 kam wenige Monate nach der Vertreibung der Roten Khmer durch die vietnamesischen Truppen die schreckliche Wahrheit ans Licht. Die Befreier fanden Grabhügel, die sich durch die Verwesungsgase gewölbt hatten. Bis heute wurden etwa 20.000 Massengräber in Kambodscha freigelegt, die meisten davon über das ganze Land verteilt in etwa 300 Hinrichtungsstätten. Es gibt auf den Killing Fields noch 40 ungeöffnete Gräber, doch der Gedenkstupa ist voll. Die Hüter von Choeung Ek, wie die Mitarbeiter der Gedenkstätte im Audio-Guide heißen, wollen die restlichen Opfer in Frieden ruhen lassen. Doch fast 9.000 Tote wurden noch 1980 der Erde entnommen und obduziert. Die Todesursachen wurden festgestellt. Was auf den Informationstafeln abstrakt dargestellt wird, kann und will man sich nicht vorstellen. Einschusslöcher im Kopf, mit Spitzhacken zertrümmerte Schädel. In der Gedenkpagode sind die Überreste der exhumierten Opfer gestapelt, auf 17 Stockwerken und sorgfältig nach Alter der Opfer angeordnet.


Aus europäischer Sicht eine etwas bizarre Art und Weise, den Ermordeten zu gedenken. Doch die Symbolik, die in der traditionellen Architektur der Pagode steckt und auch die Tatsache, dass man beim Betreten wie bei jeder heiligen Stätte in Südostasien die Schuhe auszieht, verleihen dem Ort den zu erwartenden Respekt.


Choeung Ek ist vielleicht einer der Orte wie Dachau und Auschwitz, die tatsächlich zum Nachdenken anregen. Doch wie die Stimme im Audio-Guide schon sagt: Die Verbrechen der Roten Khmer waren nicht die ersten Massenmorde der Welt und – wie uns die Geschichte zum Beispiel 1994 in Ruanda lehrte – auch nicht die letzten. In der Gedenkstätte von der Killing Fields drängt sich weniger die Frage nach dem Warum auf als vielmehr die Erkenntnis, dass es auch hier passiert ist. Während man nachdenklich zurück in die Stadt gefahren wird realisiert man, dass in Phnom Penh fast jeder Mensch über 40 in irgendeiner Weise von den Vertreibungen oder Morden durch die Roten Khmer betroffen gewesen sein musste. Die Täter von damals und ihre Taten sind bis heute in den Zeitungen des Landes präsent. Die Führungsriege der Roten Khmer wurde mit der Zeit von internationalen Gerichten unter kambodschanischem Vorsitz zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, die Nachfolgeprozesse laufen bis heute. Die Anführer der Roten Khmer lebten teilweise bis in die 1990er Jahre im Grenzgebiet zu Thailand, erst 1997 wurde Pol Pot von ehemaligen Mitstreitern aus seiner Führungsposition als „Bruder Nr. 1“ verdrängt. Kurz darauf beging er vermutlich Selbstmord, ohne dass er jemals für seine Taten zur Verantwortung gezogen worden wäre.


Dienstag, 24. März 2015

Phnom Penh, seine Straßen und Märkte (Teil 9)

Mein erster Eindruck von Phnom Penh, einer Stadt, der ich allein wegen des Namens schon immer einen Besuch abstatten wollte, war ein recht ernüchternder: Staubige Vororte, auffallend viel Müll und Dreck auf den Wegen, und je nach Stadtteil eine eigene penetrante Duftmarke, erbarmungsloses Manifest der Luft- und Umweltverschmutzung. Doch bei genauerem Hinsehen verspürt man ein gewisses Flair zwischen den nummerierten und rasterförmig angelegten Straßen, wo sich alle paar Meter entweder ein Restaurant mit westlichen Preisen findet oder aber ein Imbiss unter freiem Himmel. In einer gewöhnlichen Seitenstraße finden sich Reiseagenturen und Gästehäuser, kleine Ecksupermärkte und Gardinenläden, gleich neben zwielichtigen Bars und farbig ausgeleuchteten Bordellen. Auch gibt es in Phnom Penh mehr Obdachlose und Bettler als auf den bisherigen Stationen unserer Reise, doch man geht in der Regel respektvoll miteinander um: Der Wachmann, der auf seinem Plastikstuhl vor einer Bank den Nachtdienst antritt, hat Zeit für einen Plausch mit der obdachlosen Mutter, die an der Straßenecke gerade ihre drei Kinder in einem Verschlag aus Pappkartons und Moskitonetzen zur Ruhe gebettet hat. Da erscheint es noch surrealer, in einer amerikanischen Bar den Abend mit einem kühlen Bier ausklingen zu lassen, obwohl man sich auf eine sonderbare Art und Weise dennoch nicht fehl am Platze fühlt.

Wie überall ist man auch in Phnom Penh auf gnädige Tuk-Tuk-Fahrer oder zumindest gutes Schuhwerk angewiesen. Mopeds brausen umher und auch die eine oder andere Luxuskarosse, die sich wohl nur ein Staatsbediensteter leisten kann, parkt auf dem Bordstein.


In den 1970er Jahren litt Phnom Penh von alle Städten am meisten unter dem verheerenden Regiment der Roten Khmer (oder Khmer Rouge), der kommunistischen Bewegung unter ihrem Führer Pol Pot. Fast die gesamte Stadtbevölkerung wurde aufs Land verschleppt, tausende Menschen wurden in Internierungslagern ermordet. In Phnom Penh selbst litt neben den Menschen auch die Architektur unter den Kommunisten. Einer blutigen Kulturrevolution fielen vor allem Gebäude im französischen Kolonialstil und Tempel, aber auch Moscheen und Kirchen zum Opfer. Doch viele Relikte des Bauhaus und des Art déco sind erhalten geblieben, und manchmal lässt sich noch eine Ruine als verfallendes Erbe der Kolonialzeit identifizieren.


Die kambodschanische Hauptstadt liegt am Tonle Sap, einem aus dem gleichnamigen See gespeisten Fluss, in den heute aber viele Abwässer aus den Fabriken, die in Phnom Penh angesiedelt sind, geleitet werden. Die großen Textilproduktionen liegen nördlich und südlich des Stadtzentrums, am Flussufer im eigentlichen Stadtkern ermöglicht eine Promenade abendliche Spaziergänge, tagsüber bietet sie jedoch wenig Schatten.


Zur Tageszeit kann man den Königspalast gegenüber der Promenade besuchen, denn auch Kambodscha ist wie Thailand eine Monarchie. Auf der Suche nach den spärlichen (offen sichtbaren) Sehenswürdigkeiten der Stadt kommen sogar ganze Reisebusse hierher.


Nebenan steht das Wat Ounalom, ein durchschnittliches buddhistisches Kloster mit sorgfältig renovierten Gebäuden. Die Architektur ist nicht unbedingt außergewöhnlich, aber interessanterweise scheint die Tempelmauer ein ganzes Viertel einzuschließen. Dieses städtische Kloster muss einer Vielzahl von Mönchen und Novizen als Zuhause dienen.


Märkte gehören auf der ganzen Welt zu den wahren Attraktionen einer Stadt oder eines Dorfes, denn hier spielt sich das örtliche Leben für die Beobachtenden offensichtlich ab. Auf einem Markt wird normalerweise auch jede/-r Reisende fündig, sei er oder sie nun auf der Suche nach Souvenirs, reifen Mangos oder einfach nur einem Hauch exotischen Flairs. Und es gibt überall etwas zu essen…


An verschiedenen Orten der Stadt kann man auf Marktstraßen stoßen. Angrenzend an ein ostasiatisch geprägtes Viertel und umrahmt von chinesischen Goldhändlern liegt jedoch der große Zentralmarkt von Phnom Penh. Das riesige gelbe Art-déco-Gebäude wurde 1937 von den Franzosen auf einem trockengelegten Sumpf errichtet und beherbergt bis heute die unterschiedlichsten Geschäfte.


Direkt unter der großen Kuppel, die ein wenig an das Pantheon in Rom erinnert, werden Uhren, Schmuck und Silberwaren gehandelt. In den äußeren Bezirken des Gebäudes gibt es Textilien und billige Shirts, Räucherstäbchen und Porzellan, Gemüse und frischen Fisch. Sogar Hai kann man unter den Auslagen entdecken.


Kambodscha hat ein beachtliches Stück Küste und wird auch durch die Flüsse mit Fisch versorgt. Es ist also nicht verwunderlich, dass alle Arten von Seafood die Speisekarte um ein ordentliches Fischsortiment ergänzen. Auf dem Markt bekommt man das Abendessen noch lebend zu Gesicht.


Die Hygienestandards mögen andere sein als bei uns – was jedes Mal deutlich wird, wenn Fleisch ungekühlt an Haken unter der Decke hängt oder der einzige Widerstand gegen Keime und Insekten aus einem schwachen Ventilator mit Fliegenstreifen besteht. Doch auf dem Hauptmarkt bleibt nichts dem Zufall überlassen: Das kühlende Eis wird frisch angeliefert und rutscht als großer Block über eine Schiene zum Eisverkäufer, der es dann in handliche Stücke zerhackt und in Plastiktüten verpackt.


Man sollte Phnom Penh nicht unrechttun, indem man nur einen einzigen Tag bleibt und sich dann unbeeindruckt oder gar naserümpfend abwendet. Die Stadt bietet einen sicheren Hafen für Gourmets (so lange sie ausreichend Dollars in der Tasche haben) und stimmt nachdenklich, vor allem wenn man sich näher mit der Geschichte des Landes und seiner Leute beschäftigt. Eine Station auf unserer Rundreise waren auch die sogenannten Killing Fields außerhalb der Stadt, wo sich eines der Todeslager der Roten Khmer befand. Dorthin wollten wir einen Ausflug unternehmen, von dem ich in meinem nächstenBeitrag berichten werde.


Montag, 23. März 2015

Die Ruinen von Angkor (Teil 8)

Morgens um halb sechs wartete unser Tuk-Tuk-Fahrer unten in der Guesthouse-Lobby, um uns pünktlich zum Sonnenaufgang nach Angkor Wat zu bringen. Um diese Uhrzeit war es noch kühl und der Fahrtwind wehte uns um die Ohren, als wir der größten religiösen Tempelanlage der Welt entgegenfuhren. Zu früher Stunde sollten angeblich noch nicht so viele Menschen unterwegs sein, die chinesischen Neujahrsurlauber schliefen noch in den großen Hotels am Rand von Siem Reap, der bescheidenen Provinzhauptstadt, und wurden erst zu einer menschlicheren Uhrzeit zu den Sehenswürdigkeiten gekarrt. Die Tempel von Angkor liegen etwas nördlich von Siem Reap. Das Areal ist so riesig, dass man sich ein Tuk Tuk mieten muss. Um die Arbeit der Fahrer zu erhalten wurde Ausländern sogar das Mieten von Mopeds verboten. So sind die Plätze vor den Eingangstoren der Tempel durchgehend von hunderten Motorradrikschas besiedelt, die auf die Rückkehr ihrer Kunden warten.
Der Sonnenaufgang war etwas enttäuschend, denn anders als anderswo geht die Sonne in den Tropen recht schnell auf und verzichtet dabei auf großartige Farbeinlagen. Dafür kann man der weißgelben Kugel förmlich dabei zusehen, wie sie vom Horizont aufsteigt.


Angkor Wat ist nur eine der zahlreichen Tempelanlagen auf dem Gebiet der mittelalterlichen Stadt Angkor, die vom 9. Jahrhundert an sechshundert Jahre lang das Zentrum des historischen Khmer-Reiches Kambuja bildete. Durch Kriege und die Verschiebung wirtschaftlicher Interessen kam eine glanzvolle Geschichte im 15. Jahrhundert zu ihrem Ende. Die Entdeckung der Ruinen durch den französischen Forscher Henri Mouhot im 19. Jahrhundert ist allerdings ein Mythos – oder vielmehr die falsche Auffassung eurozentrischer Wissenschaftler der damaligen Zeit. Angkor war nie verschwunden. Die Gebäude wurden auch nach dem Untergang der Metropole stellenweise weiter genutzt und ausgebaut. Auch als Angkor vom Dschungel überwuchert wurde, blieben die monumentalen Tempel im Gedächtnis der Khmer und wurden sogar lange Zeit noch in ihrer ursprünglichen Funktion als Orte des Gebets genutzt.


Der heute so berühmte buddhistische Tempel Angkor Wat wurde im 12. Jahrhundert von König Suryavarman II. gebaut und war ursprünglich dem Hindu-Gott Vishnu geweiht. Der Grundriss der Anlage folgt einem mandala, einer symbolhaften Darstellung des hinduistischen Kosmos. Und für aufmerksame Beobachter offenbaren sich durchaus noch mehr Indizien darauf, dass hier vor dem Aufstieg des Buddhismus eine andere Religion die Vormachtstellung hatte.


Das zentrale Heiligtum ist eingeschlossen von einem inneren und einem äußeren Viereck. Innerhalb der steinernen Galerien rund um das Innere des Areals sind Reliefs zu sehen, die Kampfszenen aus dem indischen Nationalepos Mahabharata zeigen. Der untere Teil der äußeren Säulen gegenüber dem Relief war ursprünglich mit einer Abbildung Vishnus verziert, jede einzelne der Säulen zeigte sein Antlitz. Bei den meisten von ihnen wurde jedoch die steinerne Gravur der Gottesabbildung herausgemeißelt, nur an manchen Stellen findet man sie noch im Originalzustand. Doch an einem recht zentralen Punkt geht noch eine Vishnu-Statue ihrem Schicksal als Fotomotiv nach.


Unter den Khmer-Tempeln stellt Angkor Wat eine Besonderheit dar, da die Tempelanlage ungewöhnlicherweise nach Westen ausgerichtet ist, zur untergehenden Sonne hin, dem Symbol des Todes. Abseits dieser Symbolik sorgen aber die gut gebauten Tänzerinnen (Apsara) auf dem 600 Meter langen Flachrelief für Unterhaltung.


Etwas nördlich des großen Tempels liegt Angkor Thom, wo sich einst der profane Teil der Stadt Angkor mitsamt einer großen Festung befand. Den Mittelpunkt bildet der Bayon, ein pyramidenförmiger Tempelberg, der vor allem wegen seiner monumentalen Steingesichter bekannt ist.


Teile des Tempels werden zurzeit restauriert, was jedoch die Touristenströme nicht fern hält. Chinesen, Deutsche, Amerikaner und Spanier machen Selfies und klettern auf den Felsen herum. Es lässt sich nicht leugnen, dass die alten Stätten Angkors durchaus unter dem Massentourismus zu leiden haben. Allein 2011 ließen 1,6 Millionen Besucher ihre Rucksäcke an den Eingangstoren vorbeischrammen, untersuchten neugierig mit den Fingern die sandsteinernen Figuren der Reliefs oder erklommen die Haufen rätselhafter Steinblöcke. Doch die Besucherströme tragen andererseits natürlich auch zum Erhalt des UNESCO-Weltkulturerbes bei, denn jede Person bezahlt am Eintritt ganze 20 Dollar.
Viele Besucher werden besonders vom exotisch-abenteuerlichen Ruinentempel Ta Prohm angezogen, in dem einige Filmszenen des Computerspiels Tomb Raider (mit Angelina Jolie als Lara Croft) entstanden waren. Heute kann man in Ta Prohm vor allem gute Fotos machen.


Banyan-Bäume wachsen quer über die Reste der Gebäude und bringen mit ungeheurer Geduld Mauern zu Fall. Das Dschungeldickicht darf wuchern, denn man will die Ruinen so authentisch wie möglich belassen. Auf diese Weise wird das Bild bewahrt, das schon die französischen Erforscher im 19. Jahrhundert vor Augen hatten, als sie über die Steine des antiken Angkor kletterten.


Die Zahl der Ruinen ist unendlich und alle ihre Namen sind für touristische Eintagsfliegen wie uns, die wir nur einen Tag in Angkor verbringen wollten, schwer zu behalten. Doch es lässt sich vermerken, dass es am ehesten die unscheinbaren Tempel und Ruinen am Wegesrand sind, welche ein wenig jene Magie wieder aufleben lassen, die man als kleiner Junge spüren wollte, als man noch plante, eines Tages Dschungeltempel im tropischen Urwald zu entdecken.


Um vierzehn Uhr kamen wir zurück, erschöpft und übermüdet, aber mit vielen guten Fotos in der Tasche. Am Abend gab es dann einen Stromausfall, das ganze Viertel war ohne Licht. Gerade als wir nach einer letzten nachmittäglichen Erkundungstour in die Lobby des Hauses eintraten, erloschen überall die Lampen. Vom Balkon des ersten Stocks aus konnte man die Menschen mit Taschenlampen umherirren sehen, in einigen Häusern wurden (wahrscheinlich routiniert und in völliger Gelassenheit) die Kerzen angezündet. Irgendwann setzte ich mich zwischen Balkontür und Treppe in den Korridor und wartete ab. Marian war unten an der Rezeption, als zwei Japaner direkt neben mir die Treppe hinunter kamen und sich vorsichtig vorantasteten. Der eine hatte ein schwaches Licht dabei und törichterweise nahm ich an, die beiden würden mich genauso gut sehen können wie ich sie. Dass dies nicht der Fall war merkte ich erst, als Marian von unten „Was für eine Zimmernummer haben wir…?“ rief und ich aus dem Dunkel meiner Ecke mit „Waaas…?!“ antwortet, woraufhin die beiden Japaner den Schreck ihres Lebens erleiden mussten und verstört fast die Stufen hinunterfielen. Ich entschuldigte mich tausendmal, konnte mir das Lachen aber kaum verkneifen.

Am nächsten Tag ging es weiter. Die Wochen wurden länger und der Drang nach ein paar Tagen Ruhe wurde größer. Am Horizont winkte eine abschließende Woche Strand und Sonne, aber so weit war es noch nicht. Vom Siem Reap aus ging es direkt nach Phnom Penh, in die Hauptstadt Kambodschas.

Nachtzug & Co. - Über Thailand nach Kambodscha (Teil 7)

Am Nachmittag brachte uns ein Sammeltaxi zum Grenzbahnhof bei Vientiane. Von dort bringt eine kurze Zugstrecke die Reisenden über die Erste Thailändisch-Laotische Freundschaftsbrücke, welche seit 1994 die in der Geschichte oftmals verfeindeten Staaten verbindet. Da ein Grenzübertritt aber bekanntlich keine erholsame Angelegenheit sein soll, sondern ein bürokratischer Akt und ein langer Weg, der uns Reisenden vor Augen führt, dass wir noch am Leben sind, brachte uns das Sammeltaxi erstmal quer durch Vientiane, wo irgendwo die Hälfte der Passagiere in einen Bus nach Hanoi (Vietnam) umstieg. Unser Fahrer gönnte sich in aller Seelenruhe noch einen Maiskolben, während wir anderen in der Sonne zu warten hatten. Und auch die willkürlich eingeforderten 10 Dollar, die als Ausreisegebühr erhoben werden und von denen wir vor Ort zum ersten Mal etwas hörten, sind Teil des Erlebnisses. Plötzlich fühlt man sich heimisch auf der anderen Seite, wo pünktlich um achtzehn Uhr bei unserer Ankunft die thailändische Nationalhymne gespielt wird. Irgendwann sitzen alle im Zug.

Und nein, die Körbe sind nicht die Betten. Die sind tatsächlich fürs Gepäck... 

Die aufgeweckte Zugbegleiterin ist von uns großen Menschen sichtlich beeindruckt und macht ihre Späße, was sie jedoch nicht davor zurückschreckt, uns irgendwann von unseren Sitzen zu scheuchen und hastig die Betten auszuklappen. In der Nacht schläft sie am einen Ende des Wagens und wir sollten doch bitte die Toilette am anderen Ende benutzen, da wir sonst im Gang über ihre Beine stolpern würden. Die Betten über unseren Köpfen klappt sie auf unseren Sitzen umher kletternd ganz alleine auf, doch zum Kontrollieren der Tickets rücken gleich vier Mann der Zugbesatzung an. Einer diktiert die Nummer des Reisepasses, der zweite checkt die Liste und die anderen patrouillieren den Gang rauf und runter. Als die Nacht beginnt verkriecht sich jeder in seiner viel zu schmalen Koje. Das leichte monotone Geruckel ist dem Einschlafen durchaus förderlich, doch gegen drei Uhr nachts habe ich das Gefühl, dass mir der Zug nach dem Leben trachtet und mich mit aller Gewalt aus dem Bett schmeißen will. Es muss schlimm gewesen sein, denn ich benutzte zum ersten Mal in meinem Leben die Diktiergerät-Funktion meines Handys und hielt meine Gedanken fest: Eine Stimme, die wohl meine sein muss, sich aber ganz anders (und ziemlich verschlafen) anhört, verwendet Worte wie „Höllenritt“ und „Requiem für Eisenbahnliebhaber“. Ich hatte schon immer einen Sinn fürs Melodramatische, vor allem wenn das Schicksal mir meinen Schlaf stehlen will. – Gegen fünf werden wir dann formell geweckt, die Zugbegleiterin geht wieder durch den Gang und rüttelt an den Betten. „Get up, get up!“ – Wir sind zwar noch nicht in Bangkok, aber wir wollen ja schließlich mit gemachten Betten ankommen und müssen deshalb unverzüglich wieder in der Vertikale platznehmen, bevor wir im Hauptbahnhof einlaufen. Nach einer zweistündigen Pause, einer ordentlichen Nudelsuppe und dem Acht-Uhr-Appell zur Hymne brachen wir auf nach Kambodscha. Die Agentur, die uns am Bahnhof das Ticket verkauft hatte, erschien durchaus vertrauenserweckend, doch wir bezahlten dreimal so viel wie die meisten anderen an Bord des klimatisierten Reisebusses.
Das Erlebnis des Grenzübergehens ging weiter, schon 20 Kilometer vor der kambodschanischen Grenze. In einer privaten Raststätte der Agentur ließen wir die extrem falsch grinsenden Angestellten, die alle miteinander verwandt zu sein schienen, unsere Visa in den Pass klebten. Zwischen ein paar billigen Witzen verkaufte man uns auch noch ein Guesthouse-Zimmer in Siem Reap, was uns trotz aller vernünftigen Einwände recht unkompliziert vorkam. Zumindest sollten wir bei unserer Ankunft versorgt sein. Das Zimmer war schließlich auch ganz gemütlich, aber da man bekanntlich auch B sagen muss, sollte man schon A gemurmelt haben, kamen wir über das Guesthouse auch an einen viel zu teuren Tuk-Tuk-Fahrer für unsere Erkundungen in Angkor Wat. Es lässt sich zumindest festhalten, dass wir während des ganzen Urlaubs nie so viel Geld ausgegeben hatten wie in diesen 24 Stunden. Dazu trug natürlich auch der eigentliche Grenzübertritt bei: Es wurde uns empfohlen Geld zu wechseln, da Kambodscha sehr rückständig sei. Letzte Bank für die nächsten 7 Tage, quasi – was natürlich Unfug war. Der langen Rede kurzer Sinn: Knapp zwanzig Euro verloren beim mehrfachen Umtausch, Schuld waren der Wechselkurs und vor allem unsere Übermüdung. Ach ja, und wer die einstündige Schlange an der Grenzkontrolle umgehen wollte, konnte für nur 200 Baht (sechs Euro) ganz einfach an der Masse der Anstehenden vorbeigehen. Auf der anderen Seite wartete dann ein Bus, der uns zu einem Busbahnhof fuhr, wo wir in einen anderen Bus umsteigen mussten. Als dieser voll war und losfahren wollte, kam noch ein Amerikaner mit Gitarre dazu, der nicht eine Stunde auf den nächsten Bus warten wollte. Er setzte sich nach vorne zum Fahrer, hielt als das Gefährt anrollte eine kurze Rede und hieß uns und sich selbst in Kambodscha willkommen. Alle amüsierten sich prächtig und man merkte, dass die meisten Mitreisenden wirklich froh waren, endlich wieder in einem Bus zu sitzen, der tatsächlich in Richtung Ziel fuhr.


Sonntag, 22. März 2015

Vang Vieng & Vientiane (Teil 6)

Eine kleine Zwischenstation auf unserem Weg nach Süden sollte Vang Vieng sein, das eigentlich nur 230 Kilometer von Luang Prabang entfernt liegt. Dank der kurvigen Straße trennen Start und Ziel aber ganze sieben Stunden. Alles halb so schlimm, hätte ich mich am Vorabend genauer informiert und wäre am Tag der Abreise nicht guten Mutes eine Viertelstunde zu spät vom Hostel aufgebrochen. So habe ich den Bus um eben diese fünfzehn Minuten verpasst. Spontan wie planlos kam ich mit meinem (deutlich zu schwer bepackten) Reiserucksack an der Busstation an und erkannte, dass ich ganze fünf Stunden Zeit haben würde, um mich mit roten Plastikbänken, grimmigen Ticketverkäufern und laotischem Fernsehen anzufreunden. Das Ticket kostete 14 Dollar, was für die bisherigen Verhältnisse ein kleines Vermögen war. Ich schaute tatsächlich eine Weile fern, nachdem mir keine Notizen mehr einfielen, die ich hätte niederschreiben können, und war erstaunt über die Bandbreite und Qualität des sozialistischen Staatsfernsehens. Nur ein einziges Mal wurden schwarz-weiße Aufnahmen irgendeines militärischen Ereignisses gezeigt, der Rest des Programmes bestand aus Nachrichten, Talkrunden und einer äußerst modernen Koch-Show. Als vorurteilsbeladener Sensationstourist hätte ich im TV zumindest im Ansatz so etwas ähnliches wie Nordkorea erwartet, doch stattdessen wirbt das laotische Staatsfernsehen für den hauseigenen Youtube-Channel und die offizielle Facebook-Präsenz. Die zwei ewig wehenden Flaggen am oberen linken Bildschirmrand – eine für den Staat, eine für die (einzige) Partei – sind da nur ein schwacher Trost. Nach quälend langen Stunden des Wartens und einer höchst delikaten Nudelsuppe ging es endlich los – und die eigentliche Odyssee begann: Immer wenn die klägliche Hoffnung bestand, der Bus würde hinter der nächsten Biegung endlich auf über 60 km/h beschleunigen, lauerte ein paar Meter weiter schon die nächste scharfe Kurve. So ging es stundenlang durch atemberaubende Landschaften mit bewaldeten Berggipfeln und kleinen Dörfern, die sich zwischen Straße und Hang festklammerten. Die schlichten Siedlungen beheimaten jeweils ein paar Hütten aus Holz und Schilfmaterial und sind besonders vor und nach Einbruch der Nacht sehr beeindruckend. Busfahren wird zum Kino. Wenn in der Dämmerung die Frauen an den Brunnen Wasser holen, Kinder an der Straße mit Hunden und Hühnern spielen und die Männer das letzte Licht ausnutzen, um in Badehose neben den Häusern zu duschen, fühlt man sich als unbeteiligter Beobachter irgendwie mitten in den örtlichen Alltag versetzt. Die Haustüren sind stets offen. Wenn es dunkel ist, kann man so in die sporadisch eingerichteten Wohnzimmer hineinsehen, wo in jedem Haushalt ein Fernseher läuft. Oft sitzen Familien um einen Topf mit Klebereis und essen zu Abend. Zumindest aus dem klimatisierten Bus heraus, der über die einzige Hauptstraße wackelt, hat die nicht abreißende Kulisse aus Dorf und Urwald etwas Idyllisches.

Irgendwann nachts bin ich schließlich am Ziel und checke in ein Backpacker-Hostel ein. Wenn man bei Dunkelheit ankommt merkt man erst am nächsten Morgen, wo man eigentlich gelandet ist. Vang Vieng ist nicht die schönste Stadt der Welt, aber es bietet viele Ausflugsziele in der Umgebung. Per Fahrrad kann man die Wasserfälle und Höhlen des Umlands erkunden, wobei die Schotterpisten oft besser für Mopeds geeignet sind als für klapprige, ganglose Drahtesel. Doch die Natur ist jede Anstrengung wert.


In dieser Stadt treffen wir uns wieder, da meine zwei Freunde zuvor ja eine andere Route genommen haben. Sie waren bei den Steinkrügen in Phonsavan und sind deshalb deutlich mehr Bus gefahren als ich. Im Waschbecken eines Dreibettzimmers lässt sich die erste Ladung Wäsche zumindest notdürftig reinigen und dann in der Abendsonne trocknen.


Nach zwei Nächten geht es weiter gen Süden in die mit 620.000 Einwohnern größte Stadt von Laos und kleinste Hauptstadt Asiens: Vientiane – ein Name, den ich als Elfjähriger ohne jegliche Fremdsprachenkenntnisse noch ausgesprochen habe wie er geschrieben wird und der mir immer wie ein merkwürdiger Frauenname vorkam. Meinen ersten Eindruck von Laos bekam ich in meiner Kindheit durch eine Buchreihe, die mein Vater irgendwann Anfang der Neunziger gekauft hatte. Aus diesen Büchern nahm ich mein erstes geografisches Wissen, ich lernte alle Hauptstädte der Welt auswendig, von denen ich bis heute über die Hälfte wieder vergessen habe. Zu Laos gab es in einem dieser Bücher nur eine einzige Seite, mit einem einzigen Bild. Es war das einer Straßenszene, natürlich mit Moped. Irgendwann in den vier Wochen unserer Reise habe ich mich an jenes Bild zurückerinnert und bemerkt, dass ich jahrelang keine andere Vorstellung von Laos und Vientiane hatte als eben diese Frau oder diesen Mann auf einem Moped. Auch hätte ich früher nie gedacht, dass ich jemals in dieses Land kommen würde, doch nun war ich aber tatsächlich hier. Die schwammige Erinnerung an dieses Buch konnte ich nun durch neue Impressionen ersetzen – und vor allem durch neue Bilder von Mopeds. Der Verkehr von Vientiane – das auf Laotisch übrigens Vieng Chang heißt und einem so auch nahelegt, wie der französische Name auszusprechen sein könnte – führt einem vor Augen, dass es hier tatsächlich auch große Städte gibt, oder mindestens eine. Beruhigend und ernüchternd zugleich, denn Vientiane ist nicht wirklich schön. Aber es gibt einige beachtenswerte Sehenswürdigkeiten, wie etwa den Triumphbogen (Patuxai) irgendwo im Zentrum der Stadt. Die Türmchen und die Figuren entstammen der indischen Mythologie, auffallend sind dabei vor allem die Kinnari (halb Frau, halb Vogel). Beim Bau des Monuments fand auch Zement Verwendung, den die USA eigentlich zum Bau eines Flugplatzes für den Vietnamkrieg vorgesehen hatten.


Zum Zeichen des weltweiten Friedens wurde am anderen Ende des Patuxai-Boulevards ein großer Gong angebracht, auf dem sämtliche Religionen der Welt durch Symbole markiert sind. Zunächst wird man stutzig, wenn man das Zeichen mit den vier Haken sieht, aber natürlich muss man sich den kulturellen Kontext vor Augen führen: Die Swastika ist im indischen Kulturraum ein Symbol für verschiedene Dinge, es ist u.a. dem Sonnenaufgang, dem Tag oder auch dem Gott Ganesha zugeordnet. In Europa wäre dieser Gong allein wegen dieses Zeichens wohl undenkbar gewesen, aber jenseits von Indien hat man hier natürlich keine Bedenken.


Das Wahrzeichen von Laos ist der Pha That Luang, der Große Stupa aus dem 16. Jahrhundert. Er ist auch auf einem Geldschein zu sehen und stellt die Vereinigung des Buddhismus mit der laotischen Kunst dar.


Leider war das Gebäude schon geschlossen, denn wir kamen dort recht spät am Tag an. Dafür konnten wir die zahlreichen Sportbegeisterten beobachten, die von ihrem abendlichen Workout zurückkamen und über die riesige geteerte Fläche vor dem Pha That Luang nach Hause gingen. Ich habe keinen Schimmer, ob das mal ein Flugplatz war oder Paraden diente, aber es bot hunderten Menschen aller Generationen einen Ort um sich zu versammeln. Abends kann man jedoch auch den Nachtmarkt am Ufer des Mekong besuchen, wenn man unter Menschen sein will. Auf der anderen Seite liegt Thailand, aber diesseits des Flusses lassen sich nach Einbruch der Dunkelheit die letzten Souvenirs in Laos kaufen, nebst kurzen Hosen, billigen Hemden und gefälschten Musik-CDs.


Ich muss ja zugeben, dass bei mir nach den ersten zwei Wochen ein bisschen die Luft raus war. Quasi fast so wie bei dem Hund oder dem Buddha da oben im Bild. In Laos hatten wir Bergfest und somit die zeitliche Mitte unserer Reise erreicht. Die nächste Etappe wollten wir von der laotisch-thailändischen Grenze aus mit dem Nachtzug zurücklegen, wodurch wir morgens in Bangkok ankommen würden und dann gleich weiter nach Kambodscha starten könnten. Eine Tour von mehr als 24 Stunden, aber durch den Nachtzug würden wir nur wenig Zeit verlieren.