Mittwoch, 4. Juni 2014

Bergdahls Heimkehr

Vor ein paar Tagen ist der US-Soldat Bowe Bergdahl aus Sun Valley, Idaho freigekommen. Seit 5 Jahren saß er in Gefangenschaft bei den Taliban, jetzt wurde er im Austausch gegen fünf Taliban aus Guantánamo in die Freiheit entlassen.

Als 23jähriger Soldat kam Bergdahl 2009 nach Afghanistan und geriet in Gefangenschaft. Die genauen Umstände sind umstritten, Kameraden sprachen angeblich von Desertion. Bergdahl hatte Paschtu gelernt und oft Kontakt zur einheimischen Bevölkerung gesucht. Wer weiß, vielleicht ist der jahrelang vermisste Soldat einfach nur davongelaufen, weil ihn dieser verdammte Krieg angekotzt hat? Und so kommt man dann schneller zu den Taliban, als einem vielleicht lieb ist. Die Rettung hat lange auf sich warten lassen, doch jetzt hat man die Gefangenen ausgetauscht. Fünf der gefährlichsten Taliban aus amerikanischer Haft wurden nach Katar überstellt, damit Bowe Bergdahl vom Hindukusch in die USA zurückkehren konnte.

Hat die US-Regierung hier mit Terroristen verhandelt oder sich gar erpressbar gemacht? Da es um die nationale Sicherheit ging, musste Obama den Kongress zudem scheinbar nicht von der Überstellung der Guantánamo-Häftlinge informieren. Der Druck auf den Präsidenten vonseiten der Republikaner steigt dennoch.
Bergdahl selbst, dessen Vater sich aus Solidarität einen Bart wachsen ließ und einige Brocken Paschtu lernte, wird wohl erst einmal ein schweres Leben haben: Wer die TV-Serie "Homeland" kennt wird sich gut vorstellen können, wie die Wochen und Monate nach der Befreiung aus terroristischer Geiselhaft aussehen. Er wird sich viele Fragen gefallen lassen müssen, da er sich in Emails vor seiner Gefangennahme durch die afghanischen Taliban kritisch gegenüber dem Militäreinsatz geäußert hatte und als Vorzeigegefangener später in zahlreichen Videos auftauchte. Nach der üblichen "medizinischen Untersuchung" auf einem US-Militärstützpunkt ging es am Wochenende wahrscheinlich direkt ins Verhör, denn die Zweifel an Bergdahls Linientreue bleiben bestehen.

Was wäre die Welt bloß ohne ihre Konflikte, gerechte und ungerechte Krieg, parlamentarisch abgesegnete Militäreinsätze und die Verwicklungen der Geheimdienste. Irgendwann werden sich die alliierten Truppen aus Afghanistan zurückziehen und einen gescheiterten Staat zurücklassen. Die Taliban, so das Weiße Haus vor einer Woche, seien zukünftig das Problem der Afghanen. Ein Hoch auf die Politik.