Freitag, 31. Dezember 2010

Der Ultimative Jahresrückblick 2010

(Endjahrsansprache)

Das Ende eines Jahrzehnts voller weltbewegender Ereignisse und Veränderungen. Das 21. Jahrhundert begann eigentlich erst mit den Terroranschlägen des 11. September 2001 in New York und Washington. Seitdem dreht sich die Weltpolitik um Terrorbekämpfung und Neuordnung der Machtverhältnisse. Es wurden Kriege geführt, einige von ihnen bis heute: Afghanistan und der Irak haben einen großen Teil der Außenpolitik der gesamten westlichen Welt bestimmt. Die Neuordnung der Macht brachte kaum Neues, aber den Versuch, Ordnung zu schaffen. Und zwar die klassische, wohlbekannte. Die Machtsicherung der USA ergreift die ganze Welt. Die Verhältnisse erinnern an die Zeitend es Kalten Kriegs, nur dass Russland zu einem Gegner geworden ist, der nur noch als Ehrenvorsitzender der Gegenseite agiert. In Russland sieht man schon lange keinen Feind mehr. Vielmehr sind im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts andere aus dem Schatten getreten. Der Iran bemüht sich um Atomwaffen und stellt damit die vorerst größte Bedrohung für Israel und die USA dar. Nordkorea hat als klassisches Feindbild zwar noch nicht ganz ausgedient, steht in diesen Tagen jedoch so nahe am totalen Zusammenbruch wie nie zuvor. China ist als wirtschaftliche Weltmacht nun vollends etabliert und lässt die Welt den Atem anhalten - die CO2-Emissionen sind einfach zu stark. Die Welt erstickt an Chinas Abgasen und sieht mit Sorge darauf, dass das "Reich der Mitte" die Weltwirtschaft in der Hand hat. Nun begann man zu reagieren. Vor allem 2010 tat sich etwas. Kurzum verlieh man dem chinesischen Bürgerrechtler Liu Xiabao den Friedensnobelpreis. Diese Handlung war an sich ja mehr als lobenswert, doch es stellt sich die Frage, wer denn tatsächlich lenkt, wann das Komittee in Oslo wem einen Preis verleiht. Denn auch hier geht es um höhere Interessen - um Politik und Wirtschaft. Eine schwere Anschuldigung. Doch der Nobelpreis hat seine Glaubwürdigkeit schon verloren, als man Barack Obama auszeichnete, obwohl dieser noch nichts ehrenwertes getan hatte außer als Schwarzer die Wahl zum US-Präsidenten zu gewinnen. War das des Friedensnobelpreises würdig?
Das Jahr 2010 stellt den Höhepunkt des Beginns des neuen Jahrtausends dar. Es wurde auch dieses Jahr wieder deutlich, wie sich die Zukunft gestalten wird. Die Welt hat sich in den letzten 10 Jahren gewandelt - und das nicht unbedingt immer zum Guten. Zwar ist auch viel Positives zu verzeichnen - man bedenke die neuen Abrüstungsvertäge zwischen den USA und Russland, die vor Kurzem geschlossen wurden, oder die Weltklimakonferenz in Cancún, wo man über die weitere Vorgehensweise zur Erhaltung unseres Planeten beriet - doch gerade 2010 ist ein Jahr des ersten Fazits. Das Fazit über den ersten Abschnitt des neuen Jahrtausends. Es stellt sich die Frage: Wo stehen wir heute?
Ja, wo stehen wir? Die EU steht vor ihrer ersten Krise. Der Euro ist nicht mehr so stabil wie er sein sollte. Die ersten Nostalgiker sehnen sich schon wieder nach der guten alten D-Mark. Währenddessen wird in Ungarn die Pressefreiheit von staatlicher Seite beschnitten. Zeitgleich regiert in Italien ein Diktator, der im Parlament keine Mehrheit zustande bringt und der den russischen Präsidenten Putin für dessen "Macho-Stil und autoritärer Art" bewundert (Quelle: WikiLeaks). Die Türkei hat sich unterdessen von ihrem dringenden EU-Beitritt distanziert, so meint man, und behauptet ihre Macht im Nahen Osten. Ein neuer Versuch zu Friedensverhandlungen im Nahen Osten ist gescheitert. Anderes war auch nicht zu erwarten.
Die Dinge sind im Wandel. Die Politik spielt verrückt. Und der unsichtbare Gegenspieler namens Al-Qaida experimentiert mit Paketbomben und kundschaftet die Luftpost-Routen zwischen den USA und dem Jemen aus. Doch nach einem Jahrzehnt der Terrorangst sind die einen abgehärtet, während die anderen überreagieren. Und aus ihrer Mitte kommt ein Mann namens Sarrazin. Dieser Mann stammt von französischen Hugenotten ab und trägt einen Namen, der übersetzt in etwa "der Sarazene" (= "der Araber") bedeutet. Dieser Mann jongliert gern mit verdrehten Zahlen und Fakten und wühlte die deutsche Gesellschaft auf. In diesem Jahr kam eine neue Integrationsdebatte auf, die kurz und hart diskutiert wurde, und mit der Zeit wieder in Vergessenheit gerät. Der einzige Profiteur der ganzen Angelegenheit ist Thilo Sarrazin selbst. Sein Buch verkaufte sich 1,25 Millionen Mal und machte den Schreiberling so zu einem Multimillionär - was er ja davor auch schon war.
Deutschland steckt inmitten einer Masse aus Problemen, die uns alle nichts anzugehen scheinen. Aus dem Irak-Krieg hielten wir uns vornehm heraus - was auch gut so war - und in Afghanistan haben wir unseren Job auch so gut wie erledigt, obwohl dort noch lange kein Frieden herrscht. Finanzkrise, Eurosturz - Deutschland muss wieder einmal zahlen und weiß nicht warum. Dabei haben uns Leute wie Sarrazin ganz deutlich aufgezeigt, dass wir eigene Probleme haben - was und wo diese Probleme tatsächlich sind, wurde während der ganzen Diskussion nicht eindeutig ersichtlich.
Da kam es nur Recht, dass für das Jahresende wieder einmal eine Terrorwarnung herausgegeben wurde. Das Volk freut sich ja über gelegentliche Zerstreuung, und der Staat sowieso. Passiert ist bis heute nichts, zumindest nicht in Deutschland. Dieses Glück hatten andere Länder nicht. Seit dem 11. September - und vor allem nach Madrid 2004 und London 2005 - wissen wir, dass eine Gefahr da ist. Doch was soll man dagegen tun? Während sich die Politik noch um solche Probleme kümmert, rauchen die Hirne der anderen Problemfaktoren, die Europa ja auch noch hat. Heimische Arten wie z.B. die RAF der letzten Jahrzehnte sind lange vergessen. Es war an der Zeit, sich wieder zu melden. Und das taten die linksextremistischen Strömungen zu allererst in Griechenland: Paketbomben an verschiedene Botschaften. Bis ins Kanzleramt reichte die Druckwelle. In Italien folgten die nächsten Schläge; dieses Mal musste die Schweizer Botschaft herhalten. Da fiel es gar nicht weiter auf, dass in Schweden eine Bombe hochging und dass bei der Jyllands-Posten (Mohammed-Karikaturen 2005) ein Massaker geplant war. Soll das etwa der neue Alltag des nächsten Jahrzehnts werden? Das ließe sich nur schwer akzeptieren.
Ach ja, und die größte Veränderung des 21. Jahrhunderts - zumindest für uns Deutsche - fand auch erst in diesem Jahr statt. Und alles lässt sich in unserem (Un)Wort des Jahres ausdrücken: Die Deutschen sind zu "Wutbürgern" geworden. Der kleine Mann fordert sein Recht ein. Man demonstriert. Nicht etwa montags gegen die DDR oder ähnliches, nein. Man demonstriert gegen Stuttgart 21 und gegen Castortransporte. Man will sich ab jetzt nicht mehr mit Entscheidungen der Regierung abfinden - nie mehr. Außer natürlich sie entsprächen der eigenen Meinung. Aber da ist es bei 81,751 Millionen Bürgern (zahlen rückläufig) wohl eher selten der Fall, dass alle einer Meinung sind. Doch hier wurde das Konzept von Demokratie ein wenig missverstanden.
Der Trend ist eindeutig: Die Entmachtung des Staates auf Teufel-komm-raus ist in vollem Gange. Und der Vorkämpfer dieser Bewegung: WikiLeaks-Gründer Julian Assange. (Für alle die es nicht wissen: Der Name kommt nicht aus dem Französischen, wie man annehmen würde, sondern aus dem Chinesischen. Der Urahn des Australiers war ein chinesischer Einwanderer. Unwichtig, aber dennoch interessant.) Dieser Mann war erst von allen geliebt, weil er mehr wusste als andere offen zu sagen bereit waren. Endlich wurden die verschleierten Staatsaffären aufgedeckt. Doch mit der Zeit verblasste die Begeisterung. Die USA und Schweden ließen den modernen Helden Assange kurzerhand von Großbritannien einsperren. Dies hielt ihn jedoch nicht vor weiteren Veröffentlichungen und Drohungen zurück. Langsam stellt sich mir eine Frage: Will Julian die Weltherrschaft an sich reißen? Die folgenden Behauptungen sind reine Spekulationen meinerseits: Google griff einst nach der Weltherrschaft (z.B. mittels GoogleStreetView). Daraufhin schaltete sich WikiPedia ein und griff seinerseits nach der Weltherrschaft. Zwar besteht zwischen WikiLeaks und WikiPedia keine offizielle Verbindung, aber möglich wäre es ja. Dabei wurde Julian Assange nur zu einer Marionette. Jetzt kämpfen die beiden Titanen Google und Wiki um ihre Machtstellung. Frühere Systeme wie z.B. die USA oder Russland haben ausgedient. (kleiner Spaß am Rande)

Das erste Jahrzehnt ist vorbei. Vieles hat sich verändert, einiges ist gleich geblieben. Das ist der Lauf der Geschichte. Es gibt für uns kleine Bürger nur eine Möglichkeit: Tief Luft holen, die Augen schließen, tief ausatmen. Dann öffnen wir die Augen wieder und sagen uns: Los geht's! Neues Spiel, neues Glück. Wir wollen uns keine guten Vorsätze machen. Wir wollen nur schauen, dass das nächste Jahr weniger chaotisch und dafür ein wenig zwischenmenschlicher wird. Sozial ist nicht nur eine Sache der Regierung bzw. der Regierenden. Es ist eine Sache zwischen uns Menschen selbst. Verantwortung übernehmen. Das könnte ein Stichwort sein. Nicht nur meckern und protestieren, sondern selbst handeln. Warum sollte die Vision von einer bessere Welt nicht mehr zeitgemäß sein? Weil die Großen unserer Zeit uns mit viel Gerede verwirren? Anstatt in unendlichen Sphären zu schweben sollten wir uns mehr auf das Miteinander konzentrieren, egal in welcher Hinsicht.

In diesem Sinne wünsche ich meinen Lesern einen guten Rutsch ins Neue Jahr! Möge es gesegnet und behütet sein.

Ihr
Thorschten

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Schnee und Bomben

Die Welt spielt wieder mal verrückt. Wie so oft. Dazu nur wenige Stichworte.


Schneechaos! Wetterlage verändert sich überraschend und vollkommen unerwartet!
Alle Radiosender haben nur noch ein Thema: Schnee! Es ist wieder mal ganz spontan Winter geworden. "Das Streusalz ist alle!", melden die Stadtwerke nahezu jeder deutschen Stadt. Die kalte Jahreszeit ist angebrochen, und das auch noch in einer bisher ungekannten erbarmungslosen Härte und ohne jegliche Vorankündigung! Wie jeden Winter, muss man sagen. Komisch. Wir sind immer wieder auf's Neue überrascht und haben keine Erklärung dafür. "Dat waa frü'ä aba nech so!", sagt Willy Wilhelmson aus Wilhelmshaven. Der Moser Karl aus München kann da nur entgegnen: "Maai, a Hundswädda hamma heuer."
Der Winter und der Deutsche vertragen sich nicht so recht. Der eine regt sich gern auf und ist echauffiert, den anderen lässt das eher kalt.

Bombenstimmung in Rom
Wieder einmal hat jemand gemeint, er muss ein wenig basteln. Das eine mal waren es ein paa Al-Qaida-Azubis, die neue Flugpostverbindungen getestet haben - und zwar die zwischen dem Jemen und einer jüdischen Gemeinde in Brooklyn. Dann war es ein griechischer Student, der ein wenig Druck ablassen wollte und deshalb einige Botschaften in die Luft zu sprengen suchte. Und heute waren es dann einige Anarchisten aus dem schweizerisch-italienischen Raum, was bisher jedoch noch nicht bestätigt wurde. Der römische Bürgermeister hat natürlich gleich behauptet, keinesfalls seien diese Vorkommnisse auf innenpolitische Probleme zurückzuführen. Wär ja auch ein Ding. Bei der super Innenpolitik im Reich der (Partei)Freunde und Römer. Und bei dieser Führungselite! Der Name Ber-lus-coooni lässt Häuserwände erzittern. Ebenso wie Paketbomben in Schweizer und chilenischen Botschaften.
Aber Spaß beiseite: Denkt jetzt jeder, der eine eigene Meinung hat, er muss sich bei Google eine Bauanleitung raussuchen? Ein bisschen Schwarzpulver, ein Zünddraht, und ab die Post?? Sind jetzt alle verrückt geworden oder was.
Aber gut. Ein netter Herr aus Washington wird es schon richten. Der setzt sich nämlich für die Entwaffnung der Mächtigen der Welt ein:

Friedensnobelpreis für Obama wird endlich nachvollziebar!

Heute wurde in Washington ein Abrüstungsvertrag verabschiedet, der von Russland freudig begrüßt wurde. So sollen nun bald nur noch knapp über 1.500 Atomsprengköpfe in den Magazinen stehen. Ein Schritt weiter zu Obamas Vision einer atomwaffenfreien Welt, also im Klartext:
USA 1500 : Iran 0.
Aber nix für Ungut, der Trend geht in die richtige Richtung.
Gratulation, Mr. President.

Oh, und hier meine Lieblingsschlagzeile:

Weißrussische Verhältnisse in Ungarn - Nur noch Gulasch im Kopf?
Das neue Mediengesetz in Ungarn hat für Verwirrung gesorgt. Laut dem neuen Gesetzesentwurf darf die Regierung nun Medien zensieren, wenn die entsprechenden Paragrafen entsprechend interpretiert werden. Der Grund hierfür bleibt schleierhaft. Will Ungarn hier demonstrieren, wer das Sagen hat? Geht es hier um Macht? In der ersten Hälfte von 2011 wird Ungarn nämlich die Ratspräsidentschaft der Europäischen Union übernehmen.
Der tschechische Außenminister Schwarzenberg hatte gesagt: "Wir haben ja die Ungarn gerne, aber damit haben sie wirklich gleich am Anfang ihren Ruf verspielt." Wahre Worte.
Man kann dieses Gebilde namens Europäische Union mit einem Witzeerzähler vergleichen. Erst Berlusconi, dann die Ungarn. Die EU haut einen Kalauer nach dem nächsten raus, die Balken biegen sich vor Lachen. Die EU hat einen trockenen Humor, voller Ironie und Sarkasmus. Wo soll das hinführen?
Ich muss ja sagen, dass die Ungarn mit persönlich äußerst sympathisch sind. Umso schlimmer, dass jetzt auch dort kräftig auf Konfrontation zwischen Staat und freier Meinungsäußerung gesetzt wird.


Zusammenfassend macht sich in mir eine Erkenntnis breit:

Investierst Du jetzt in Atomwaffentechnik - wirst Du abgerüstet.
Investierst Du in Streusalz - hast Du gewonnen. Die Preise dürften steigen. Nur leider wurde das ganze Salz auf der Straße verstreut und wortwörtlich in den Gulli geworfen. Viel Nachfrage, keine Ware.
Investierst Du in die klassischen Medien - d.h. kaufst Du Zeitungen und Fernsehsender - steht Dir der Weg in den EU-Ratsvorsitz offen. Gratuliere.


Und zu guter Letzt wünsche ich meinen Lesern ein gesegnetes und besinnliches Weihnachtsfest. Lassen Sie sich nicht unterkriegen.

Samstag, 18. Dezember 2010

Aktualisierung

Es ist schon unglaublich viel Zeit seit meinem letzten Eintrag vergangen. Es besteht Aufholbedarf. Doch zunächst zu einer Topschlagzeile: Angela Merkel spricht in Afghanistan von Krieg!
Sagt mal, wie naiv sind wir hier eigentlich - immer noch! Krieg hat das doch unser Herr Verteidigungsminister schon genannt. Das ist also nichts Neues. Und dennoch regen sich einige Menschen darüber auf. "Mit dem Geld für diesen Einsatz hätte man das und das und das machen können!", lautet der Vorwurf. Andere Zeitgenossen sein wahrscheinlich entsetzt. "Krieg?!" - da wundert man sich doch. Wir dachten bis jetzt doch alle, dass da ein paar in Uniformen gesteckte Hauptschüler im Urlaub wären - auf Staatskosten.
Langsam reicht's mir. Wann wachen wir hier endlich auf? Während uns unser Fernsehprogramm seit Jahren eine heile Welt vorgaukelt und einige Privatsender von Partys auf Mallorca berichten und von enttäuschten Auswanderern, während man nach einem hunderttausendsten Supertalent sucht und der hundertste Bauer eine Frau sucht, lassen sich da einige Männer (und Frauen) am Hindukusch die Kugeln um die Ohren fliegen. Und was machen wir hier im sicheren Deutschland? Wir regen uns lauthals darüber auf, dass in Afghanistan Geld verschwendet wird! Aber es gibt noch tausend andere Stellen, an denen hier in Deutschland Geld verschwendet wird, so viel ist sicher. Ist es nicht vielleicht hilfreicher, den Soldaten in Afghanistan ein wenig Rückhalt zu geben? Und hier geht es gar nicht darum, ob man dem Afghanistan-Einsatz im Grunde zustimmt oder nicht. Hier geht es darum, dass ein beschlossener und gesetzlich gedeckter Einsatz durchgezogen wird. Anstatt hier rumzuzicken sollten wir uns daran machen, unsere Leute in unserer Gesellschaft wieder aufzunehmen, wenn sie zurückkommen - spätestens 2014.

Langsam habe ich von der Politik die Nase voll. Und daran sind alle - ich betone ALLE - mitwirkenden Parteien und Clubs schuld.

Jetzt habe ich doch die ganze Zeit unsere baden-württembergische Landesregierung verteidigt. Und was muss man sich dann anhören? Unser Prinzregent Mappus hat doch tatsächlich "den umstrittenen Polizei-Einsatz gebilligt"! (Spiegel online) Er wusste davon und hat dem Wasserwerfereinsatz von Anfang an zugestimmt. Dazu kommt noch der umstrittene EnBW-Rückkauf vor kurzem. Ohne irgendetwas vom Parlament absegnen zu lassen, hat er Anteile der EnBW zurückgekauft. Das Ganze schien ja eine ganz coole Sache zu sein. Der Bürger könne nur gewinnen. Der Bürger müsse nix zahlen. Und so weiter. Freudenbotschaften wie einst bei der Verkündung der neusten Arbeitslosenzahlen durch Ursel von der L. im Oktober. Und was passiert nur zwei Tage später? Der Rückkauf kommt doch teurer. Ganz unerwartet. Mehr als eine Milliarde soll es teurer werden. Von sechs Milliarden Euro war die Rede. Verwirrend. Alles zu verwirrend für den kleinen Mann.
Ich stehe den Grünen und den Sozialdemokraten ja bekanntlich eindeutig kritisch gegenüber. Aber in dieser Angelegenheit muss ich ihnen Recht geben. Die ganze Sache macht dem Anschein nach einen Eindruck der Vetternwirtschaft.

Langsam fühle ich mich - wie sagt man das öffentlichkeitstauglich - verarscht. Von allen seiten wird geredet und geredet. Eine einzige große Show.

[Nachtrag: Bitte entschuldigen Sie die etwas herbe Wortwahl der letzten Absätze, die ich aber aufgrund der Originalität im Nachhinein nicht verändern will.]

Zum Thema Show: Um es für meine nicht-baden-württembergischen Leser ein wenig interessant zu machen, will ich den nächsten Punkt aufgreifen. Und dieser Punkt ist der nette Italiener von nebenan im Süden: Silvio "der Pate" Berlusconi.
Der Ministerpräsident von Italien hat sich einem Vertrauensvotum im italienischen Senato della Repubblica unterzogen und - siehe und staune - gewonnen! Dazu war nur der Kauf einiger Stimmen nötig, keine große Sache. Das war weder überrschend noch neu. Zwar kann er keine Gesetzesänderungen mehr durchbringen, da hierfür eine Mehrheit im Parlament erforderlich ist, doch vorerst ist seine Macht gesichert. Im Grunde ist dieser feine Herr im Anzug eine Schande für eine europäische Demokratie wie Italien. Er klammert sich stur an seine Macht wie an einen Strohhalm - ansonsten würde er im stillen Wasser der Gerechtigkeit untergehen und vermutlich irgendwann in den Knast wandern. Seine Karrriere war geprägt von Eklats und Skandalen. Sexaffären, Hitler-Witze und Kontakte zur Mafia - kann man diesen Mann noch ernst nehmen?

Währenddessen wurde Julian Assange - WikiLeaks-Gründer und selbsternannter Rächer der Unerhörten - aus seiner britischen Untersuchungszelle entlassen. Und das meiner Meinung nach zu Recht. Es wäre ein Segen, wenn jeder mutmaßliche Vergewaltiger so konsequent verfolgt wird. In der WikiLeaks-Angelegenheit haben die USA ganz offensichtlich ihre Finger im Spiel. Ein Störenfried wird ausgeschaltet, mundtot gemacht. Aber wen wundert diese Vorgehensweise? Ist das etwas Neues?
Andererseits: Was fällt den Anhängern von Assange ein, sich in jeden potenziell feindlichen Banken-Computer einzuhacken und Unfrieden zu stiften? Greift diese neue Internet-Gang im Namen der Meinungsfreiheit nach der Weltherrschaft? Wo sind wir hier eigentlich?

Währendessen führen die Gegner des südwestdeutschen Bahnprojekts Stuttgart 21 ihren Protest fort. Über Weihnachten soll es jedoch eine Pause geben. Dann geht die Show weiter. Nachdem die Opposition den CDU-Polit-Veteran Heiner Geißler rekrutiert hatte - in der Hoffnung, dass er das Projekt kurzerhand still legt - schienen alle Seiten halbwegs beruhigt zu sein. Befürworter gerieten in die Defensive, die Opposition schöpfte Hoffnung. Doch nun, nachdem feststeht, dass Stuttgart 21 nicht einfach so gestoppt werden kann, ist man sicher: Geißler musste parteiisch gewesen sein. Unfassbar, dass er sich für die falsche Seite entschieden hatte. Er hatten den Grünen nicht nach dem Mund geredet. Also kann seine Entscheidung nicht unparteiisch gewesen sein. Denn unparteiisch, gerecht und ohne eigene Interessen sind natürlich nur die Grünen. Wer sonst.

Wie schon wiederholt gesagt: Mir wird es langsam zu viel. Kann man hier noch jemandem glauben? Jeder macht was er will, ohne nachzudenken. Und diejenigen, die nachdenken, sind viel zu intelligent, um nicht im eigenen Interesse zu handeln. Wo soll das hinführen? - Diese Frage will ich vorerst offen lassen. Mir ist jetzt aber klar, woher die Politikverdrossenheit der Bürger kommt. Oder besser: Diese Politikverdrossenheit erfasst mich, während die Massen auf die Straße gehen und gegen das protestieren, das gerade auf der Tagesordnung steht.